Stalag Gedenkraum

Die Informations- und Gedenkstätte informiert über das dunkelste Kapitel der Felsenmeerstadt

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Gedächtnis des dunkelsten Kapitels.

Stalag VI A

Im September 1939 erobert die deutsche Wehrmacht Polen. Tausende Kriegsgefangene müssen untergebracht werden. Da ist der Rohbau der Kaserne am Jüberg in Hemer gerade richtig: direkte Zuganbindung, die Nähe zum Ruhrgebiet und deren Industrie und eine noch unmögliche Nutzung für die Wehrmacht. Das erste Kriegsgefangenenlager des 5. Wehrkreises entsteht. Mit 12.000 Polen, 28.000 Franzosen, 1.300 Belgier und 15.000 Italiener war das Lager in Hemer das größte Kriegsgefangenenlager im Dritten Reich. Den Hauptanteil jedoch machten die sowjetischen Gefangenen aus. Man geht davon aus, dass bis zu 47.000 im Stalag VI A unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht und zum großen Teil auch gestorben sind. Gearbeitet haben 90 Prozent der Gefangenen im Bergbau. Nach Kriegsende wurde das Lager 1945 kampflos an die Amerikaner übergeben.

Der Stalag Gedenkraum erinnert an die schreckliche Zeit.

„Die tägliche Brotration betrug 250 Gramm, also eine Tagesration für einen langsamen Hungertod“, heißt es in den Erinnerungen von Dr. Nikolai Gubarew. Drei Jahre lang war er in dem gerade unter Russen gefürchteten „Lager Hemer“ gefangen. So wie schätzungsweise mehr als 200.000 Menschen vornehmlich aus der damaligen UdSSR, aber auch aus Polen, Frankreich, Belgien und später auch militärinternierte Italiener, die in dem so genannten „Stalag VI A“ dauerhaft oder vorübergehend untergebracht waren. „Von Hemer aus wurden die Gefangenen zur Zwangsarbeit ins Ruhrgebiet, Ostwestfalen oder ins Sauerland geschickt“, erklärt Hans-Hermann Stopsack, Vorsitzender des Vereins für Hemeraner Zeitgeschichte, unter dessen Federführung die Informations- und Gedenkstätte entstanden ist.

Als amerikanische Soldaten am 14. April 1945 das Stalag VI A befreiten, fanden sie grauenhafte Zustände vor. Mehr als 23.000 hungernde und sterbende Menschen hielten sich im Lager auf.  Vom Kriegsgefangenenlager über ein Militärgelände zur Landesgartenschau und schließlich zum Sauerlandpark: Die Verantwortlichen fühlen sich mit der Geschichte des Geländes verwoben.

Das Gedenk- und Informationszentrum zeigt unterschiedliche Modelle des Lagers, von Unterkünften und der Enge von Räumlichkeiten in denen Kriegsgefangene Leben mussten.

Die Stalag-Gedenkstätte ist für den Zeitzeugen Emil Nensel (83) etwas ganz Besonderes. Seit Jahrzehnten leistet er Erinnerungsarbeit, informiert Schulklassen und andere Interessierte. Er hat in unmittelbarer Nachbarschaft des Stalags gelebt, kennt die Gräuel aus den Erzählungen seines Vaters, der als Handwerker in dem Lager arbeitete, hat Sie quasi aus dem Küchenfenster seines Wohnhauses gesehen, das nur 25 Meter von einem MG-Turm entfernt stand. Dass heute der Sauerland-Park Hemer an einem Ort entstanden ist, an dem viele Menschen gelitten haben und gestorben sind – das ist für den Hemeraner kein Tabu. „So etwas darf nie wieder passieren und wir dürfen die Opfer nicht vergessen“, sagt Nensel. „Aber wir dürfen uns trotzdem über einen tollen Park freuen.“

Weitere Informationen zur Informations- und Gedenkstätte hat Stadtarchiv Hemer, Eberhard Thomas unter 02372/551-288 oder per Mail an e.thomas@hemer.de.